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«Lasst eure innere Stimme frei»

Publiziert am 26.09.2018 | Übersetzung verfügbar in: Englisch

«Lasst eure innere Stimme frei»

Nicht nur im AZC Dialog haben wir mit Caitlin E. Krause gesprochen – auch im Rahmen unseres Engagements bei We Shape Tech hat Aileen Zumstein, Co-Founder des Boards in Basel, die passionierte Virtual-Reality-Spezialistin und Keynote-Speakerin interviewt.

Caitlin E. Krause ist eine weltweit anerkannte Lernexpertin, Autorin und Keynote-Speakerin. Als Gründerin des Beratungsunternehmens MindWise, Mitgründerin des «Center of Wise Leadership» und Virtual-Reality-Spezialistin, trägt Caitlin dazu bei, Produkte und Erfahrungen zu kreieren, die Menschlichkeit, Innovation und emotionale Intelligenz fördern.

Interview: Aileen Zumstein

Beginnen wir am Anfang. Erzähl uns, woher du kommst!

Geboren wurde ich in Boston, habe aber mittlerweile schon überall auf der Welt gewohnt und fühle mich wie eine echte Weltbürgerin. Ich habe unter anderem in Duxbury, Moskau, Harvard, Durham, Washington D.C., Providence, Brüssel und Zürich gelebt. Meine ersten Erinnerungen stammen vom Leben am Meer und führen dazu, dass es sich immer wie Zuhause anfühlt, wenn ich nahe am Wasser bin.  

Welche wertvollen Ratschläge hast du von deinen Eltern erhalten?

Meine Eltern haben mir über die Jahre hinweg eine Menge guter Ratschläge mitgegeben und das erste, was mir deshalb zu dieser Frage in den Sinn kommt, ist ihnen meine Dankbarkeit dafür auszudrücken. Während meiner Kindheit reisten wir viel und verbrachten einen Grossteil unserer Zeit in der Natur. Sie brachten mir bei, zu reflektieren und Momente des Staunens, die aus dem Nichts auftauchen, wertzuschätzen – von diesen Momenten wird man oft beim Wandern oder bei einer Kunst-Performance überrascht. Es ist der Moment der Überraschung, in dem die Schönheit, die erscheint, erkannt wird. Sie haben bei mir auch einen Sinn für Fürsorge und Wertschätzung unserer eigenen adaptiven Intelligenz als multidimensionale Menschen gefördert. Ich fühlte mich nie schubladisiert während meiner Kindheit. Ich hatte das Gefühl, dass ich alles ausprobieren kann und ein breites Spektrum an Potenzial besitze.

Wann und warum hast du angefangen, dich für Technik zu interessieren?

Damals habe ich es nicht als «Technik» bezeichnet. Ich glaube, ich war eine der ersten 10-Jährigen in meiner Gegend, die im Sommer in ein Computer-Camp gefahren ist. Damals interessierten mich CAD-Design (Computer-aided Design) und Architektur. Ich mochte es, in der Lage zu sein, Variablen zu manipulieren, zu experimentieren und mir Fantasy-Welten zu erträumen. Während ich oft selbst draussen in der Natur unterwegs war, bereiteten mir aber auch Computerspiele mit Quests und Karten Spass. Zelda  und Die Abenteuer von Link waren Games, von denen ich nicht genug kriegen konnte. Ich mochte auch Bücher, die am Anfang mit Karten versehen waren. Ich denke, ich hatte Technik am liebsten, als sie nicht komplett abstrakt war – ihre Anwendung konnte mich begeistern, in Kombination mit einer gewissen philosophischen Bewunderung.

Auf welche Aspekte deiner Arbeit bist du am meisten stolz?

Arbeit, die zwischenmenschliche Verbindung und Freiheit ermöglicht, begeistert mich besonders. Wir leben in einer Zeit, in der sich vieles getrennt abspielt, aber wenn wir Technik schlau einsetzen, kann sie Synergien um uns herum fördern und unsere Fähigkeit verbessern, unser Leben mit grösserer Präsenz und Zielstrebigkeit zu führen. Das ist befreiend.

Neue Führung verlangt neue Formen dieser kreativen Ansätze, um Verbindung und Freiheit anzustreben. Ich betrachte Freiheit nicht als «freien Willen» - ich betrachte es als Freiheit, Integrität und wahre Identität zu würdigen. Wer bin ich? Was ist die Stimme, die in mir spricht und welchen Platz möchte ich in der Welt einnehmen? Wie kann ich Einfluss nehmen und wie kann sich eine Gemeinschaft solidarisch um Visionen und Werte versammeln?

Was treibt dich bei deiner Arbeit an?

Grundsätzlich echte Geschichten von Menschen. Meine Arbeit bringt mich täglich an viele Orte, wo Menschen tolle Dinge leisten. Ihre Geschichten inspirieren mich. Ich habe gerade an einer Bildungskonferenz gesprochen und ich konnte Achtsamkeits- und Story-Übungen für Lehrerinnen und Lehrer sowie Führungskräfte im Bereich Bildung leiten. Zu hören, wie sie diese Übungen in ihren Gemeinschaften und Wirkungskreisen in den Alltag integrieren, ist etwas, das mich antreibt. Auch Fragen treiben mich an. Annahmen in Frage zu stellen – zu sehen, wie wahres Verständnis einer Sache eine Gruppe dazu bewegen kann, aufschlussreiche, herausfordernde Fragen zu stellen. Das ist der Antrieb für bedeutsame Veränderung.

Was war die schwierigste Herausforderung, der du während deiner Arbeit in der Tech-Szene begegnet bist?

Ich denke einer der schwierigsten Aspekte von Technik ist, dass die Leute denken, sie sei unmenschlich. Es ist das Gleiche wie mit «Data» – wir glauben, vielleicht, dass Daten blosse Statistiken ohne Story sind, und ich denke, das ist auf eine gefährliche Art irreführend. Es gibt immer eine Geschichte, die zugrunde liegt und ein Szenario, das die Entscheidung und Absicht hinter der Art, wie wir uns Daten grundsätzlich annähern, beinhaltet. Ich spreche hier einen weitgehenden Punkt betreffend Menschlichkeit und Technik an und ich glaube, dass ich glücklich sein kann, dass mir die Chance gegeben wurde, Mindfulness neu zu denken. Ich zeige, wie unser Bewusstsein, unser Mitgefühl und unsere Einsichten technische Herangehensweisen mit Kreativität und Innovation erweitern, inspirieren und antreiben können. Schlussendlich geht es bei Technologie darum, die Lebensqualität zu verbessern. Es ist Zeit, uns darauf zu fokussieren, wie wir Technologie nutzen, von VR-AR zu AI, um den Fokus auf zwischenmenschliche Verbindung zu legen.

Welchen Ratschlag würdest du anderen Frauen in der Tech-Branche geben?

Ich würde anderen Frauen raten, gefährlich zu leben, Neugier zu zelebrieren; zu vergessen, sich an ein System, eine Rolle oder ein Image zu binden – das Teil einer Identität ist, die ihnen von anderen Menschen zugeteilt wird (nach John O’Donahue’s Werken). Ich würde ihnen sagen, dass sie sich nicht damit zufriedengeben sollen, denn es gibt noch etwas anderes im Innern, das sich ausdrücken will. Ich würde ihnen sagen, ihr eigenes wildes und wertvolles Leben zu feiern, wie die Lyrikerin Mary Oliver sagt. Es gibt eine Stimme, die leben will, gedeihen will, und diese Stimme zu blockieren, bedeutet in Varianz mit unserer eigenen Wahrheit zu leben. Ich würde ihnen sagen, lasst eure Stimme frei.  

Link zum Interview auf We Shape Tech: https://weshape.tech/2018/08/14/caitlin-krause/

Schauen Sie sich den AZC Dialog mit Caitlin E. Krause an. 

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